Kaum ein Song ist seit 330 ein Hit. Jeder, ob Klassik-, Jazz oder Rock-Fan kennt diesen „Song“: Den Kanon von Pachelbel.

Johann Pachelbel lebte in der Zeit von 1653 bis 1706. Zur Hochzeit von Johann Christoph Bach, ein Sohn von J.S. Bach, schrieb 1694 er einen Kanon, der heute noch als Grundlage vieler Pop-Songs dient. „Memories“ von der Gruppe Maroon 5 und „Go West“ von der Gruppe Pet Shop Boys sind nur zwei Beispiele. Warum wurde dieses – an sich unbedeutende – Stück von ihm, das mit Abstand Populärste?

Weil es einige Bedingungen eines Pop-Song erfüllt: 1. Eine eingängige Harmoniefolge, 2. Ein Chorus, der sich den ganzen Song über wiederholt, 3. Immer der gleiche Rhythmus, 4. keine tonartfremden Töne oder Akkorde, 5. Eine sehr einfache 2-taktige Melodie, die von jedem leicht nachzupfeifen ist und 6. Er ist nur wenige Minuten lang.

Die Harmoniefolge ist D – A – Hm – F#m – G – D – G – A

In Stufen: I – V – IVm – IIIm – IV – I – IV – V

In Funktionen: T – D – Tp – Dp – S – T – S – D

Natürlich ist in diesem Kanon noch einiges mehr als in einem Pop-Song zu finden. Deshalb werde ich in demnächst in einer meiner Theoriefolgen auf YouTube analysieren und erklären.

„Musik ist Kommunikation und fördert die soziale Kompetenz“. Diesen Satz habe ich jedenfalls 20 Jahre lang gepredigt. Als Musikschulleiter hatte man diese Weisheit, garniert mit verschiedenen wissenschaftlichen Studien, jedem Politiker vorzubeten, der nicht bei Drei auf den Bäumen war.

Ich bin zwar nicht mehr als Musikschulleiter tätig, als Rudeltier jedoch immer noch daran interessiert, mit meinem Rudel zu kommunizieren. Da ich auch in einer neuen Gegend wohne und noch niemanden kenne, erinnere ich mich an so schöne Rituale, wie das Grüßen unter Motorradfahrern, und auch unter den Mazda MX5-Fahrern signalisiert man sich durch Nicken „Hey, wir sind eine Gemeinschaft, ein Rudel“. Auch unter Joggern grüßt man sich, das wusste ich auch von früher. Also kramte ich meine Jogging-Klamotten raus und lief raus in den Wald zu meinem Rudel.

Die erste Joggerin schaute mich gar nicht an und konnte deswegen meinen Gruß natürlich nicht bemerkt haben. Vielleicht bin ich jetzt zu alt und das ist jetzt die Diskriminierung des Alters, von der immer alle gesprochen haben. Also lief ich weiter und grüßte den Nächsten. Diesmal etwas auffälliger. Doch der hatte Kopfhörer auf und bemerkte mich ebenfalls nicht. Etwas später kam mir jemand entgegengelaufen, der schon in meine Richtung schaute. Er sah mich von Weitem schon an, insofern sparte ich mir das Energie raubende Winken und grüßte mit einem motiviertem „Guten Morgen“… Nichts..

Er schaute, wie durch mich hindurch. Erst dachte ich: Vielleicht bin ich ja unsichtbar, das hatte ich mir als Kind doch immer Mal gewünscht. Doch angesichts meiner neongelben Jogging Jacke kamen mir Zweifel und genau in diesem Moment, als der Jogger mit dem apathischen Blick schon fast an mir vorbei war, sah ich seine weißen Ohrstöpsel. Die Nächste hatte weder Ohrstöpsel noch Kopfhörer, war aber, wahrscheinlich aufgrund ihres Körpergewichtes mit sich und Ihrem Laufstil so beschäftigt, fast möchte man sagen: überfordert, dass sie ganz andere Sorgen hatte als sich genau in diesem Moment auch noch um mich zu kümmern.

Das war wohl nichts mit der Kommunikation, dachte ich und überlegte, wie es denn in der Musik so ist. Nun, wenn ich ehrlich bin, saßen die meisten Schüler in den Ensembleproben mit dem Handy in der Hand und daddelten darin rum, sobald eine Unterbrechung oder Erläuterungen zur Musik notwendig wurde. Auch fiel mir auf, dass es durchaus nicht mehr üblich war, dass die Schüler im Orchester sich – selbst nach einjähriger, wöchentlicher Probe – gegenseitig mit Namen kannten.

Und die Musiker und Musiklehrer? Nun, die konnte kommunizieren: Sobald man sie ansprach, sprudelt es aus Ihnen heraus: Hab‘ keine Zeit.., ich hab‘ schon viel zu tun…, im Moment hab‘ ich so ein Stress…, ich muss das leider absagen…, ich brauch auch Mal Zeit für mich…, ich stelle mir das anderes vor.., ich, ich, ich…

Ist das noch „Ich-AG“ oder schon Work-Life-Balance? Oder… vielleicht sollten sie es ja mal alle mit Musik versuchen. Die fördert doch, die Kommunikation, soziale Kompetenz, Zuhören und Gemeinschaftsgefühl.

Seit Neuestem befinde ich mich im sog. Ruhestand. Als ich noch als Leiter einer Musikschule tätig war, galt der Spruch: „Wer glaubt, dass eine Musikschulleiter eine Musikschule leitet, der glaubt auch, dass ein Zitronenfalter Zitronen faltet“. Dieser Spruch müsste jetzt in etwa lauten: „Wer glaubt, dass Ruhestand irgendetwas mit Ruhe zu tun hat, der glaubt auch dass ein Zitronenstand irgendetwas mit Zitronen …. “ Ok, passt nicht.

Aber ich werde in der kommenden Zeit versuchen herauszufinden, was es mit dem Ruhestand so auf sich hat.

„Nichts macht erfolgreicher als Erfolg“

Johannes Strzyzewski verabschiedet sich nach 15 Jahren als Leiter der Musik- und Kunstschule in den Ruhestand.

Johannes Strzyzewski ist mit einem Wort nicht beizukommen. Der Gitarrist, Querflötist, Komponist, Betriebswirt, Ausbilder, Musikdirektor BIELEFELD (WB). Johannes Strzyzewski ist mit einem Wort nicht beizukommen. Der Gitarrist, Querflötist, Komponist, Betriebswirt, Ausbilder, Musikdirektor und Rheinländer wurde 1957in Düsseldorf geboren. Nachvielseitigen Tätigkeiten übernahm er 2008 die Leitung der Musik- und Kunstschule in Bielefeld. Jetzt verabschiedet er sich in den Ruhestand und zieht nach Krefeld. Im Interview mit Uta Jostwerner hält er Rückschau.

Sie waren zuvor Musikschulleiterin Nordhorn. Wie haben Sie das Ankommen in Bielefeld erlebt. Welche Herausforderungen gab es 2008 vornehmlich zu bewältigen?

Johannes Strzyzewski: Die Musik- und Kunstschule befand sich in einer schwierigen Situation. In den Jahren vor 2008 wurde über Umstrukturierungsmaßnahmen und auch über die Schließung von einzelnen Abteilungendiskutiert. Als ich 2008 an die Schule kam, gab es drei Überlegungen: a) die Schule sollte in ein anderes Gebäude umziehen, b) sie sollte ein Viertel ihres Jahresetats einsparen und c) sie sollte Lehrkräfte zukünftig nur noch als freie Mitarbeiter beschäftigen. Ich schlug einen 11-Punkte-Plan vor, der zwar keine direkten Sparmaßnahmen enthielt, aber zum Ziel hatte, die Arbeit der MuKu effektiver, vielseitiger, populärer und bekannter zu machen sowie über ein breiteres Angebot mehr Leute zu erreichen. Dieser Plan wurde vom Kulturausschuss für gut befunden. Aus meiner Sicht hat er gut funktioniert.

Nachdem die Gebäude- und Raumfragen geklärt waren, kam auch bald schon die Phase G8 und stellte die Musik-und Kunstschule vor neue Herausforderungen. Wie sahen diese aus und wie haben Sie darauf reagiert?

Strzyzewski: Der Ganztag und auch der G8 haben dazu geführt, dass Kindern und Jugendlichen weniger Zeit für Aktivitäten im außerschulischen Bereich blieb. Darunter litten die privaten Hobbys, das Vereinsleben, die freie Szene, Jugendorchester und es dezimierte qualifizierte Ausbildungsangebote für Tanz, Musik oder Sport. Mich erreichten stapelweise Abmeldungen mit der Begründung „Geht nicht mehr, wegen der Schule….“. Die Musikschulen reagierten darauf, indem sie Unterrichtsangebote in die Gebäude der allgemein bildenden Schule verlegten, so wie es in der 60erJahren schon der Fall gewesen war, und indem sie Unterrichtsmodelle entwickelten, die innerhalb des Stundenplans der allgemein bildenden Schule stattfinden konnten. Zum Beispiel die Bläser- und Streicherklassen oder JeKits, also ‚Jedem Kind ein Instrument‘. Den Musikunterricht am Mittag und frühen Nachmittag innerhalb der OGS hielt ich schon immer für Unsinn: Die Schüler waren nach sechs Stunden Schulunterricht nicht mehr aufnahmefähig, der Musikunterricht glich einem Betreuungsangebot, die Schüler machten kaum Fortschritte und das Interesse für qualifizierten Unterricht in der MuKu war nicht vorhanden. Deswegen hat die MuKu in Zusammenarbeit mit einigen Schulen Kooperationsmodelle entwickelt, die innerhalb des Stundenplans der allgemein bildenden Schule stattfinden konnten. Einzigartig ist das GOTA-Projekt. Das ist ein einjähriger Projektkurs, den die MuKu in Kooperation mit verschiedenen Schulen allen Schülern der Q1 in Bielefeld, die sich für Musik, Tanz, Gesang, Band, Chor oder Orchester interessieren, anbietet. Am Ende dieses Kurses kann eine Zensur vergeben werden, die ins Abiturzeugnis mit einfließt. Das ist in meinen Augen ein gutes Beispiel dafür, wie schulische Interessen mit einer künstlerischen Ausbildung kombiniert werden können, ohne dass eine zeitliche Mehrbelastung für Schüler damit verbunden ist.

Die Talentförderung ist Ihnen immer auch ein Anliegen gewesen. Welche Ansätze haben Sie diesbezüglich verfolgt?

Strzyzewski: Da das deutsche Schulsystem Kindern und Jugendlichen bei weitem nicht so viel Zeit für die künstlerische Ausbildung lässt, wie dies jedoch erforderlich ist, wenn man ein Studium im Bereich Tanz oder Musik anstrebt, nimmt die Zahl der Studierenden aus Deutschland an den Musikhochschulen seit Jahrzehnten ständig ab. Schließlich muss man für ein Studium im Bereich Tanz oder Musik eine schwierige Aufnahmeprüfung bestehen. Schüler z. B. aus Osteuropa oder Asien können sich schon ab dem Kindesalter jeden Tag mehrere Stunden ihrer künstlerischen Ausbildung widmen. Da können unsere jungen Musiker nicht mithalten. Deswegen kommt aus unseren Schulen zu Nachwuchs für diese Studiengänge und in der Folge weniger Musiklehrer, Dirigenten, Chorleiter, Orchestermusiker zurück in unser Gesellschaftsleben. Das liegt nicht am fehlenden Talent unserer Kinder, sondern an der fehlenden Zeit, sich diesen Talenten zu widmen und sie fachgerecht auszubilden. Die Talentakademie möchte erstens: frühzeitig Talente entdeckten und auf sie aufmerksam machen und zweitens: in Zusammenarbeit mit Schule, Hochschule und Wissenschaft geeignete Unterrichtsformen und Angebotebereitstellen und drittens: die Interessen und Veranstaltungsplanungen von Schule, Hochschule und Musikschule koordinieren. Alle an der künstlerischen Ausbildung Beteiligten Institutionensind Teil der Talentakademie.

Sie arbeiten zusammen, um die Ausbildung und Förderung musisch talentierter Kinder und Jugendlichen zu verbessern. Darüber hinaus haben Sieeigene künstlerische Spuren in Bielefeld hinterlassen. Als Komponist einiger Pop-Musicalsund einer Pop-Oper sowie auch als Mitwirkender an der E-Gitarre. Wie kam es dazu, was hat Sie motiviert, solche Großprojekte mit mehreren100 Ausführenden in verschiedenen Sparten zu verwirklichen?

Strzyzewski: Als ich 1989 mit meiner Lehrtätigkeit als Musiklehrerbegann, habe ich den klassischen Bereich einer Musikschule mit dem von mir neu gegründeten Popular Bereich gemeinsam auf die Bühne gebracht. Noten dafür gab es nicht, deshalb habe ich eigene Arrangements für dieses Ensemble geschrieben. Das Konzert fand so viel Anklang, dass es wiederholt wurde. Das war 1993 in der Hildener Stadthalle. Diesmal machte es sogar überregional auf sich aufmerksam, so dass es nochmals wiederholt wurde. Daraufhin bekam ich von der Stadt einen eigenen Etat, um eine Pop-Oper für die Musikschule zu produzieren. “Canto und das Geheimnis des Tritonus“ kam im Jahr2000 fünf Mal in der Stadthalle zur Aufführung. Es kamen5.000 Leute in die Vorstellungen und es wurde ein noch größerer Erfolg. Das Werkwurde anschließend vom Sikorski-Verlag in Hamburg verlegt und seither schon über 200 Mal im deutschsprachigen Raum aufgeführt. Es gibt einen Spruch, der lautet “Nichts macht erfolgreicher als Erfolg“. Ich sah, wie sich plötzlich Eltern, Schüler, Bürger, Medien, Politiker, Verwaltung und die Leitungen der örtlichen Schulen für die Musikschule interessierten. Sie alle können den Sinn von  Musikschulunterricht am besten an dem beurteilen, was sie selbst sehen, hören und erleben. Wenn dieses Erlebnis auf großer Bühne vor großem Publikum auch noch für die ein oder andere Gänsehaut oder Träne sorgt, so kann sich die Musikschule einer starken – weil emotionalen- Rückendeckung sicher sein. Also ging ich mit diesem Konzept nach Nordhorn, wo es ebenso wunderbaraufging wie später auch in Bielefeld. So schuf ich für Bielefeld das Motto „Die Bühne ist das Ziel“. Von der kleinen Vorführung über die jährlichen Wettbewerbe bis hin zum Gesamtkunstwerk einer Pop- Oper, sollte das Unterrichtsergebnis sichtbar werden. Bei den Pop-Opern sollten die Mitwirkenden unter professionellen Bedingungen auftreten können. Das hieß: Alle Sparten, großes Orchester, große Show, Musik mit Gänsehautpotenzial, großes Zuschauerinteresse, ausverkaufte Konzerte, großes Medieninteresse und im Publikum möglichst die lokale Prominenz. Ist es eine direkte Folge dieser Großprojekte, dass die Musik- und Kunstschule schließlich um die Sparten Schauspiel und Tanz erweitert wurde und auch zur Ausbildungsstätte für Veranstaltungskaufleute wurde? Strzyzewski: Ja, durch die gemeinschaftlichen Großprojekte, Castings stießen wir auf das Interesse von Medien, anderen Instituten und einer neuen Schülerklientel, die uns bis dato kaum kannten. Die meisten blieben auch nach Ende einer Pop-Oper. So wurden die Bereiche Schauspiel und Tanz immer größer und immer mehr Lehrkräfte arbeiteten auch in diesen Bereichen. Beide Sparten bringen mittlerweile regelmäßig eigene Produktionen auf die Bühne. Die Idee einer Ausbildungsabteilung für Veranstaltungskaufleute innerhalb der Musikschule hatte ich allerdings schon früher. Bevor ich nach Bielefeld kam, hatte ich bereits drei Azubis ausgebildet. Damit man von der IHK als Ausbildungsbetrieb zugelassen wird, ist es notwendig, dass man regelmäßig zahlreiche und auch größere Veranstaltungen durchführt. Da ich vor meiner Zeit als Musikschulleiter auch jahrelang eine Veranstaltungsagentur geleitet habe, hatte dieser Bereich für mich immer schon eine große Bedeutung. Ich würde sagen, die Großprojekte sind keine Folge der Veranstaltungsabteilung, sondern die Notwendigkeit einer Veranstaltungsabteilung ergab sich durch die großen Veranstaltungsprojekte.

Akzente gesetzt haben sie auch mit dem Mega-Konzert- Event Sinfonic Rock. Dieser Brückenschlag von populärer und klassischer Musik war Ihnen stets wichtig.

Strzyzewski: Das ergab sich: Ich lernte mit sechs Jahren zunächst Konzertgitarre in einer Musikschule. Mein Vater hörte klassische Musik, meine Mutter Reinhard Mey. Als Jugendlicher wechselte ich zur E-Gitarre und spielte in Bands. Dann lernte ich Querflöte und spielte auf dieser am liebsten Barockmusik. Dann studierte ich Musik, und zwar ausschließlich Klassik. Als Diplomarbeit verfasste ich ein Unterrichtsmodell für Jazz-, Rock- und Popmusik in der Musikschule. Damals öffneten sich viele Musikschulen diesem Bereich und so wurde ich direkt eingestellt und hatte die Aufgabe, an der Musikschule einen Pop Bereich zu gründen und ihn zu leiten. Mein Herz schlug also immer schon auf beiden Seiten, eine Unterscheidung zwischen U- und E-Musik, wie sie die GEMA bis heute noch verwendet, ist mir ein Graus. In meinem Studium habe ich Barock-Sonaten auf einem C- 64 programmiert und dazu Querflöte gespielt. Unter dem Namen: “Classic meets Computer“ trat ich alleine mit dem Rechner in ganz Deutschland auf. Später wurde das Projekt größer, es kamen Streicher und auch die E-Gitarre, Synthesizer und eine Drummaschine hinzu und wir traten zu sechst unter dem Namen „Classik On The Rocks“ auf. Als ich das erste Mal die Gelegenheit bekam, Sinfonic Rock mit Orchester, Chor und Band auf die Bühne zu bringen, war ich von den Reaktionen der Zuschauer, aber auch der Presse und der Politiker völlig geflasht. Ich möchte sagen, die Leute sind ausgerastet. In der Presse las man Überschriften wie “Stehende Ovationen für Sinfonic Rock“ oder „Ansturm auf Karten wie bei Rolling Stones“. In der Tat waren alle Karten nach wenigen Stunden vergriffen. Auch überregional gab es Presseartikel. Wir wurden sogar nach Berlin eingeladen, um Sinfonic Rock vor den Spitzenpolitikern aufzuführen: Angela Merkel, Frank-Walter Steinmeier, Guido Westerwelle, Philipp Rösler saßen vor uns und Christian Wulff, damals noch Ministerpräsident, moderierte das anderthalbstündige Konzert. Zum Abschluss meiner Karriere in Bielefeld wollte ich gerne wissen, ob das Konzertformat, das immer sehr erfolgreich war, auch in Bielefeld so großartig funktionieren würde.

Engagiert haben Sie sich auch in der Verbandsarbeit. Wie sah das konkret aus?

Strzyzewski: Ich war Sprecher der Musikschulen in OWL und im Vorstand des Landesverbandes der Musikschulen in NRW. Hier konnte ich allerdings nicht annähernd das bewegen, was ich in Bielefeld tun konnte. Also stellte ich mich nicht mehr zur Wahl. Verbandsarbeit bedeutet für mich: viele Interessen, viele die mitreden, kleine Schritte, hoher Zeitaufwand und Beschäftigung mit sich selbst. Ich finde es wichtig, dass es Leute gibt, die sich im Verband engagieren, aber das ist nun mal nix für mich.

2020 legte Corona erst mal alles lahm. Da haben Sie das Studio der MuKu für Filmaufzeichnungen genutzt und Ihre Liebe für dieses Genre entdeckt. Darf man damit rechnen, dass Sie uns als „Rentner“ mit weiteren Filmen beglücken werden?

Strzyzewski: Das war für mich eine neue Erfahrung und ich hätte nicht gedacht, dass so viele Leute meine Ausführungen z. B. zur Musiktheorie anklicken würden. Die Zeit dafür hatte ich während der Corona-Krise, weil andere Bereiche, wie z. B. der Veranstaltungsbereich, völlig zum Erliegen kamen. Da mir diese Arbeit viel Spaß gemacht hat, will ich mir in Krefeld ein kleines Videostudio einrichten, um für meinen YouTube-Kanal und meine Homepage wieder Content zu produzieren.

Sie verlegen Ihren Wohnsitz nach Krefeld? Was führt Sie dorthin?

Strzyzewski: Weil meine Frau die Fachbereichsleitung an der Musikschule der Stadt Krefeld bekam. Wir haben uns Gedanken gemacht, was nach meiner Verrentung passiert und wollten uns noch mal verändern. Die Entscheidung für Krefeld fiel auch, weil uns die Nähe zu Holland sympathisch war. Da ich auch mal eine niederländische Musikschule geleitet habe, nämlich die Stiftung Muziekschool Dinkelland, lernte ich viele Holländer kennen und lieben. Auch heute noch verstehe ich mich mit den meisten Holländern auf Anhieb sehr gut.

Ihrer Nachfolgerin Miriam Köpke hinterlassen Sie ein wohl bestelltes Haus. Welchen Rat geben Sie ihr mit auf den Weg?

Strzyzewski: Ich mag Miriam Köpke sehr gern. Sie wird die MuKu weiter voranbringen und dabei auch ihre eigene Handschrift haben. Sie hat bestimmt neue und andere Ideen und Vorstellungen. Eine so große und somit schwerfällige Institution immer in Bewegung zu halten, ist wichtig, sonst entsteht Rost und Schimmel. Miriam Köpke kann das, insofern würde ihr mein Rat eher nur im Wege stehen.

5 Vorstellung, mit ca. 6.000 Besuchern, fanden in der Zeit von 15. bis 17. Juni 2023 in der Rudolf-Oetker-Halle in Bielefeld statt. Alle Vorstellungen waren nahezu ausverkauft. Die Konzerte waren gleichzeitig meine Abschlussveranstaltung und Verabschiedung als Direktor der Musik- und Kunstschule in Bielefeld.

Aus der WDR Lokalzeit OWL am 9.6.2023, Johannes Strzyzewski im Gespräch mit Tim Berendonk. Videobeitrag von Nicolai Heger.